Angenommen die Regierung der USA findet heraus, dass in einem Jahr die Welt (zum Beispiel durch einen Meteoriteneinschlag) sicher untergehen wird. Sollte sie die Menschheit warnen und das so entstehende Chaos in Kauf nehmen?
Ja, meint der Debattierclub Bonn. Zwar würde wahrscheinlich ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens zusammenbrechen (was sind Investitionen wert, wenn sie in einem Jahr pulverisiert werden?), aber wir hätten die einmalige Chance uns auf das wichtigste im Leben zu besinnen: unsere Verbindungen zu anderen Menschen. Das Format war BP. Die folgende Abschrift ist unvollständig und wird der Komplexität der Argumente nicht immer korrekt.
Eröffnende Regierung (3. Platz)
Die eröffnende Regierung glaubt, dass Menschen unglücklich werden würden, sobald sie realisieren, dass sie nur noch ein Jahr zu leben haben. Sie würden versuchen sich ihre letzten Wünsche zu erfüllen, doch das ist für viele unmöglich, da sie zu wenig Rücklagen besitzen und wird dadurch verkompliziert, dass Investitionen generell an Wert verlieren würden, schließlich sind zukünftige Gewinnerwartungen jetzt nicht mehr vorhanden. Das führt auch dazu, dass das Finanzsystem in sich zusammen fällt und eine Wirtschaftskrise ausbricht.
Dadurch verliert aber auch der Staat an Legitimation, da immer weniger glauben auf gewöhnliche Weise ihre Ziele erreichen zu können und deshalb auf Erpressung und Raubüberfälle zurückgreifen (und wen interessiert eine höhere Gefängnisstrafe noch?). In diesem Teufelskreis hören immer mehr Menschen auf zu arbeiten oder können nicht mehr bezahlt werden, was zu Desillusionierung und Depressionen führt. Letztendlich könnte sogar die Versorgung mit grundlegenden Gütern wie Nahrung oder Energie gefährdet sein.
Eröffnende Opposition (2. Platz)
Die eröffnende Opposition glaubt, dass wir moralisch verpflichtet sind, Menschen die Wahrheit zu sagen und das dies außerdem zu vielen positiven Effekten führen würde: repressive Systeme wie das Kastensystem oder der Leistungsdruck der chinesischen Mittelschicht würden verschwinden.
Weiterhin wird es der Wirtschaft helfen, dass wir nicht mehr unsere Ressourcen schonen müssen: wenn wir kein Öl zum Heizen mehr haben, können wir einfach die Wälder abholzen. Außerdem werden manche Menschen noch weiterarbeiten: die die der Ankündigung nicht glauben werden versuchen im Chaos reich zu werden und für den Rest könnte der Staat eine Mindestarbeitszeit einführen.
Schließende Regierung (4. Platz)
Die schließende Regierung glaubt, dass nach der Ankündigung Anarchie ausbrechen würde. Niemand würde mehr arbeiten, Güter würden nur noch auf dem Schwarzmarkt gehandelt und die schwächsten würden dabei verlieren.
Schließende Opposition
Die schließende Opposition glaubt an eine positive Form von Anarchie: Nämlich die der 68er Bewegung als ebenfalls alte Überzeugungen ins Wanken gerieten und trotzdem oder gerade deswegen Menschen glücklich wurden. Und warum sollten Menschen aufhören zu arbeiten und damit allen Sinn verlieren, wenn sie auch weiterarbeiten und anderen helfen können? Gerade essentielle Berufe (Ärzte, Bauern, Lastwagenfahrer,..) hätten starke Anreize weiter zu machen. Von Produkten mit komplexeren Lieferketten (etwa Arzneien) haben wir sowieso genug Reserven.
Sicherlich könnten einige Kriminelle allen das Leben schwer machen, aber es gibt immer noch Gefängnisse und da schon eine einjährige Strafe nun lebenslänglich ist, spielen diese mit hohem Einsatz.
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